Bericht über die Jahrestagung der DGHT-AG Lacertiden vom 28. bis 30. März 2025 in Gersfeld/Rhön
Wenige Wochen vor Tagungsbeginn erfuhren wir von der Schließung unserer langjährigen und günstig gelegenen Tagungsunterkunft „Hotel Sonne“. Doch alle Teilnehmer fanden schließlich in Gersfeld eine Unterkunft und ließen sich nicht von Ihrem Tagungsbesuch abbringen. Ein erster Erfahrungsaustausch fand bei bestem Wetter auf der Sonnenterrasse der „Pension Weinig“ statt. Am Freitagabend starteten wir mit 43 Teilnehmern in den Vortrag „Neues aus dem Heiligen Land – Naturkundliche Exkursion in Israel und der Westbank“. AXEL DEHNE bereiste Israel 2023 fünf Monate vor Kriegsausbruch von Norden nach Süden. Neben religiösen, antiken und anderen geschichtsträchtigen Orten wurde auch das Naturkundemuseum in Bethlehem besucht. AXEL zeigte Bilder von Phoenicolacerta laevis, Mesalina olivieri schmidtii, Ophisops elegans ehrenbergii und den drei Fransenfingereidechsen Acanthodactylus beershebensis, A. boskianus asper und A. scutellatus scutellatus. Ein gelungener Auftakt, über den anschließend noch im Lokal der Stadthalle diskutiert wurde. Für den harten Kern endete der Tag dann wieder in der „Pension Weinig“, wo „Team Austria“ noch einige Flaschen Gerstensaft aus seinem Kofferraum zauberte.
Am Samstagmorgen begrüßte der AG Leiter JOCHEN ZAUNER die Teilnehmer und leitete direkt zu THOMAS BADER über, der „Die erste reproduzierende Ruineneidechsenpopulation in Österreich“ vorstellte. In Wien wurden im Oktober 2024 erste Tiere an einer Grundstücksmauer und auf einem Friedhof entdeckt und auf herpetofauna.at wurde darüber berichtet. Im März 2025 wurden die ersten Tiere erneut gesichtet. Im zweiten Vortrag des Tages berichtete STEVE HAHNEMANN über „Darevskia unisexualis – Eidechsenhaltung mal ganz ohne Stress“. Terrarien für die Innen- und Außenhaltung dieser parthenogenetischen Art wurden vorgestellt. Diese friedlichen Eidechsen können in Gruppen gehalten werden, und sie überstehen als Gebirgsbewohner – angepasst an starke Temperaturschwankungen – in einem gut durchdachten Freilandterrarium auch unsere Winter. Die Gattung Ophisops ist von Marokko im Westen bis nach Indien im Osten verbreitet. PETER JANZEN präsentierte uns „Ophisops in Sri Lanka“. Er stellte die Arten Indiens vor und zeigte, dass die Bestimmungsliteratur für Sri Lanka nicht immer fehlerfrei ist. – Keine Tagung ohne allochthone Mauereidechsen. In seinem ersten Vortrag stellte uns ANDREAS WAGNER unter dem Titel „Gekommen um zu bleiben – Mauereidechsen in Thüringen“ neben den einheimischen Arten auch drei eingeschleppte Mauereidechsenvorkommen in Thüringen vor. „Willkommen im Klub ANDREAS“. Nach der Kaffeepause ging die Reise nach Slowenien und Italien. MARTIN DIECKMANN war „Auf Exkursion durch das Tal der Soča und in den Triester Karst“. Von Meereshöhe auf über 2000 Meter konnten wir Eindrücke aus mediterranen bis hin zu alpinen Lebensräumen gewinnen. Das Artenspektrum bestand aus Bildern von Algyroides nigropunctatus nigropunctatus, Podarcis melisellensis fiumanus, P. muralis maculiventris und Lacerta bilineata bilineata sowie im Gebirge von Iberolacerta horvathi, Lacerta viridis viridis, Podarcis muralis muralis und Zootoca carniolica. Mit den traumhaften Landschaften war dies eine wunderbare Vorschau auf unsere erste geplante AG-Lacertiden Exkursion im Mai nächsten Jahres. Durch RICHARD PODLOUCKY konnten wir „Eidechsen einmal anders – Beobachtungen an Zaun- und Waldeidechsen an der Küste, in Mooren und auf Felsen Südschwedens“ erleben. Ein Novum: Lacertiden soweit nördlichen Breiten wurden bei uns noch nie präsentiert. Der Referent fasste Beobachtungen aus vielen Jahren zusammen. Neben der genauen Verbreitung im Süden Schwedens, mit dem nördlichsten Verbreitungspunkt von Lacerta agilis agilis, wurden auch Fotos von Zootoca vivipara vivipara gezeigt. Erstere bevorzugt Lebensräume am Meer und an Stromtrassen und die zweite bewohnt Wälder und Moore.
Nach der Mittagspause hatten wir etwas Zeit eingeplant, um anstehende Themen zu besprechen. Für das DGHT-Präsidium sprach Vizepräsident OLIVER WITTE ein Grußwort an die Teilnehmer und lobte die Arbeit der Arbeitsgemeinschaften als Basis für die Gesellschaft. Nachzuchtstatistiken sind aktuell ein Schwerpunkt in der Arbeit der DGHT und beschäftigen die Leitung ebenso wie die AG´s. Unser Mitglied ULRICH SCHEPP arbeitet im Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Er berichtete über Bemühungen der spanischen Regierung die Arten der Gattung Gallotia und Podarcis pityusensis mit einem höheren Schutzstatus zu versehen. Positivlisten und Nachzuchtstatistiken waren weitere Themen. Auch Seine Empfehlung ging klar in die Richtung der Aufzeichnung und Publikation unserer Nachzuchten. Wir haben also alles richtig gemacht in der Vergangenheit. Unsere jährliche Zusammenfassung der Nachzuchten erscheint regelmäßig in der „Eidechse“. Unter den 16 Teilnehmern unserer Nachzuchtstatistik wurde das Referentengeschenk, eine mit unserem AG-Logo bedruckte Tasse, als kleines Dankeschön ausgelost. Der Gewinner war THOMAS WINTER. Leider konnte unser Ex-Chef MIKE ZAWADZKI auch dieses Jahr nicht nach Gersfeld kommen. WOLFGANG BISCHOFF dankte ihm noch einmal für seinen langjährigen Einsatz und präsentierte als „Dankeschön“ der AG, das Kunstbild eines Fotos aus MIKEs Artikel „Mein Freund Jose“. Gefertigt hat es ANGELIKA TROIDL. Es wurde MIKE per Post zugeschickt. Vor 25 Jahren ging lacerta.de an den Start. Ein Jubiläum, welches nicht unerwähnt bleiben darf. Unsere Internetpräsenz ist mit aktuell 18000 Bildern, 41 Videos, 16177 Referenzen und 229 Online-Artikeln (Stand 25.05.2025) ein einzigartiges Nachschlagewerk, das auch international Anerkennung findet. ANGELIKA und SIGGI TROIDL haben von Beginn an ihr Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Mit ROLF GROßHANS (Literatur) und MARTEN VAN DEN BERG (EDV) haben sie später weitere Mitstreiter gefunden. Die Gratulation zum Jubiläum und das Referentengeschenk als Dankeschön können diesem Engagement nur im Ansatz gerecht werden. Vielen Dank! Der letzte Punkt war die Vorstellung der ersten AG-Lacertiden-Exkursion. Ab 2026 wollen wir jährlich mit Mitgliedern raus in die Natur gehen um unsere geliebten Eidechsen in ihren Lebensräumen zu beobachten. Der gesellige Teil soll dabei auch nicht zu kurz kommen. In der „Eidechse“ werden wir dann über Erlebtes berichten.
DIETER KREUZ holte uns anschließend mit der „Haltung von Darevskia rudis obscura“ zurück ins Vortragsprogramm. Die große Darevskia-Art wird ganzjährig in einem geräumigen Freilandterrarium gehalten, wo sie bis zu 181 Tage im Jahr in Winterruhe bleiben kann. Die Männchen kommen regelmäßig früher wieder raus. Es werden zwei Gelege pro Jahr abgelegt und Jungtiere schlüpfen im Terrarium, wo sie bis zu drei Jahre bis zur Geschlechtsreife benötigen. Von der Kaffeepause kurz unterbrochen, stellte uns JOCHEN ZAUNER in einem Doppelvortrag „Die Eidechsen Montenegros“ vor. Von den elf vorkommenden Arten konnten neun aufgespürt werden. An der Küste waren das Algyroides nigropunctatus nigropunctatus, Podarcis melisellensis fiumanus, Lacerta trilineata major und die eingeschleppte P. siculus im Hafen von Kotor. Bis in höhere Lagen konnten noch P. muralis muralis und L. viridis viridis gefunden werden. Dalmatolacerta oxycephala war in der Bucht von Kotor in einer tiefblauen und am Lovćen in einer schwarzen Farbform zu sehen. In den hohen Lagen wurde noch Dinarolacerta mosorensis und L. agilis bosnica abgelichtet. ALEXANDER HEPP gab uns mit „Tiere am Klenze – Einblick in die Schulvivaristik“. Der Schuldirektor aus München vermittelte uns von der Prüfung zum Tierpflegerausweis, der Finanzierung der Anlage auch durch den „Michaela-und-Marco-Schulz-Fonds“ (DGHT), der Betreuung als Teamarbeit über die Klassen hinweg bis hin zur praktischen Anwendung im Unterricht einen Überblick über die Möglichkeiten der Tierhaltung in einer Schule. Die Fotos der Haltung und Nachzucht von Timon lepidus in einem Terrarium im Klassenzimmer werden mir lange in Erinnerung bleiben. Anschließend berichtete THOMAS WINTER über Mauereidechsen: „Veni, vidi, vici – die Eroberung des LK MSP (Landkreis Main-Spessart)“. Neben bekannten älteren Populationen im angrenzenden Würzburg stellte er mehrere kleine Populationen vor.
Leider ist MARIO SCHWEIGER im Dezember letzten Jahres viel zu früh verstorben. MARIO war nicht nur Mitglied unserer AG, sondern über viele Jahre hinweg auch ein regelmäßiger Gast unserer Jahrestagungen, wo er Vorträge hielt und sich vor allem immer um die Technik kümmerte. JOHANNES HILL und THOMAS BADER teilten „Erinnerungen und Anekdoten an MARIO SCHWEIGER“ mit uns. Neben vielen lustigen Geschichten und einer Liste seiner Publikationen wurde auch mit Schnappschüssen von den zahlreichen gemeinsamen Exkursionen nicht gespart.
Nach dem Abendessen reisten wir zusammen mit PETER FRITZ nach „Usbekistan – Herpetofauna und beeindruckende Architektur an der Seidenstraße“. Ein weiteres Land, welches wir in unseren Vorträgen bisher noch nicht zu Gesicht bekamen. Neben beeindruckenden Aufnahmen des Aralsees, beziehungsweise was noch von ihm übrig ist, sahen wir Bilder von drei Wüstenrennern. Eremias ist die einzige Lacertidengattung in Usbekistan. Die Arten E. lineolata, E. nigrocellata und E. velox wurden uns gezeigt. Gemeinsam ließen wir den Abend dann im Lokal der Stadthalle ausklingen.
Ein halber Tag blieb uns noch, und wir nutzten ihn ausgiebig. Der erste Vortrag am Sonntag war wieder von THOMAS BADER und zeigte uns „Ökologische Besonderheiten von Lacertiden und anderen Echsen in Westzypern“. „Team Austria“ fand die drei auf Zypern vorkommenden Eidechsenarten und ging auf Acanthodactylus schreiberi, Ophisops elegans schlueteri und Phoenicolacerta troodica detailliert ein. STEVE HAHNEMANN verdeutlichte dann mit „Und zack, sind sie weg! – Lacerta strigata und L. media in Haltung , von der Herausforderung des Arterhalts im Hobby“ wie wichtig das richtige Zuchtmanagement ist. Er stellte diese zwei selten gehaltenen Arten in der Indoor- und ganzjährigen Outdoorhaltung vor. Beide produzieren bis zu zwei Gelege pro Jahr, und die Jungtiere können die ersten Monate gemeinsam aufgezogen werden. Beide Arten werden in unserer Nachzuchtstatistik geführt und nehmen am Nachzuchtmanagement teil. RUDOLF KLEPSCH und JOHANNES HILL berichteten über Details ihrer Umsetzungsaktion in Ersatzhabitate aufgrund einer Meldung der Naturschutzabteilung im Vortrag „Ein interessantes Vorkommen von Smaragd- und Mauereidechsen im Industriegebiet von Wiener Neudorf (Niederösterreich)“. Als krönenden Abschluss zeigte uns PETER OEFINGER noch „Lakonische Eidechsen – der östliche Peloponnes“. Die Reise ging vom Stymfalia-See bis zur Südspitze des südöstlichen Fingers der Halbinsel, von der Argolishalbinsel über das Parnon-Gebirge nach Lakonien bis zum Kap Malea. Neben Algyroides moreoticus, Podarcis ionicus, P. muralis muralis und Lacerta trilineata trilineata gab es auch Bilder der Endemiten P. thais und Hellenolacerta graeca. Von Letzterer eine beeindruckende schwarze Farbform, die meines Wissens bisher noch nicht bekannt war.
Mit dem Schlusswort der AG-Leitung war das Wochenende dann wieder viel zu schnell vorbei. Mit 51 Teilnehmern haben wir dieses Jahr das halbe Centum geknackt, und der Bürgersaal hat noch freie Plätze. Herzlichen Dank an all die helfenden Hände im Organisationsteam, der Kasse und der Technik. Danke auch an alle Teilnehmer und besonders an die Referenten, ohne die eine so wunderbare Tagung nicht möglich wäre.
Die nächste Jahrestagung der AG-Lacertiden wird vom 27. bis 29. März 2026 wieder in Gersfeld (Rhön) stattfinden. Wer die Tagung noch nicht besucht hat, verpasst wirklich ein besonderes und persönliches Treffen von Gleichgesinnten und Vorträge, die unsere Passion in allen Facetten präsentieren. Ich freue mich jetzt schon auf 2026 und erwarte Eure/Ihre Anmeldungen und Vorträge.
Jochen Zauner

Teilnehmer der Jahrestagung 2025 der AG Lacertiden in Gersfeld. Foto: A. & S. TROIDL