Südeuropäische Mauereidechsen in Holzwickede bei Dortmund

Südeuropäische Mauereidechsen in Holzwickede bei Dortmund

ANGELIKA & SIEGFRIED TROIDL, November 2006

Vor etwa zwei Jahren hatten wir von der Existenz einer eingeschleppten Mauereidechsenpopulation am Bahnhof von Holzwickede erfahren (MEßER, KLADNY & SCHMITZ, 2004). Holzwickede liegt am östlichen Rand des Ruhrgebiets (Kreis Unna), in Nordrhein-Westfalen. Ende Oktober 2006 bot sich uns die Gelegenheit, diese Mauereidechsenpopulation aufsuchen zu können. Zuvor hatten wir Informationen erhalten, dass viele dieser Tiere eine grüne Rückenfärbung aufweisen und in einem großen Areal entlang der Gleisanlage anzutreffen sind (DIECKMANN, pers. Mitteilung). Leider war die Wetterlage bei unserer Anreise sehr wechselhaft und wir hatten angesichts einer nahenden Regenfront nicht die Zeit, das Gelände weiträumig untersuchen zu können. Wir konzentrierten uns deshalb auf eine Brachfläche in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof (Abb. 1). Die Brachfläche hat eine Größe von etwa 2 - 3 Fußballfeldern und bietet mit ihren maroden Strukturen, wie z.B. umgeschlagene Bäume, Steinhaufen und verwitterten Mauerresten (Abb. 2 - 4) ideale Lebensbedingungen.

Abb.1
Abb.2

Abb.3
Abb.4

Bereits nach kurzer Zeit wurden wir fündig. Auf einem umgeschlagenen Baumstamm (Abb. 2) sonnten sich einige adulte Mauereidechsen. Im Verlauf unseres Aufenthaltes von knapp einer Stunde konnten wir auf diesem Gelände noch 20 weitere adulte, subadulte und juvenile Mauereidechsen ausfindig machen. Vermutlich hätten wir aber bei günstigerem Wetter noch weitaus mehr dieser Eidechsen antreffen können.

Abb.5 (Männchen)
Abb.6 (Männchen)

In der Mehrzahl waren es braunrückige Tiere, unter denen sich aber auch einige grünrückige Exemplare befanden. Bei den grünrückigen Eidechsen reichte das Spektrum von einem leichten grünen Schimmer bis hin zu einem Gelbgrün wie auf Abb. 6 zu sehen ist.

Abb.7 (Männchen)
Abb.8 (Jungtier)

Abb.9 (Jungtier)
Abb.10 (Jungtiere)

Unseren Informationen zu folge (DIECKMANN, pers. Mitteilung) wurden im Frühjar an dieser Stelle weitaus mehr grünrückige Exemplare gesichtet. Auch soll die Grünfärbung einzelner Tiere noch wesentlich kräftiger gewesen sein. Unter Umständen hängen diese unterschiedlichen Ergebnisse mit einem natürlichen jahreszeitlichen Wandel, oder auch nur mit einem gewissen Zufallsfaktor zusammen. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass diese Tiere aus verschiedenen Herkunftsgebieten eingeschleppt wurden. Letztendlich lässt sich die Frage nach der Herkunft aber nur mit dem Ergebnis einer genetischen Untersuchung sicher beantworten. Auf Grund der Färbung einzelner Tiere sind wir uns aber sehr sicher, dass es sich hierbei um Mauereidechsen südeuropäischen Ursprungs handeln muss.

Abb.11 (Männchen)
Abb.12 (Weibchen)

Abb.13 (Männchen)
Abb.14 (Jungtier)

Abschließend möchten wir noch bemerken, dass aus unserer Sicht das verstärkte Auftreten allochtoner Populationen gewissermaßen als eine Art "Zivilisationskrankheit" zu werten ist. Zum Einen ist es der zunehmende Reise- und Warenverkehr und zum Anderen sind es aber auch bewuste Aussetzungen durch sogenannte "Tierfreunde", die für die steigende Zahl allochtoner Populationen verantwortlich sind. Dieses Phänomen betrifft natürlich auch eine Vielzahl von anderen Tier- und Pflanzenarten. In Deutschland sind mittlerweile um 1.400 nicht-einheimische Tierarten registriert (gegenüber etwa 65.000 Autochthonen). Etwa 300 Arten haben stabile und umfangreiche Freilandpopulationen aufgebaut (Quelle: www.biologie.uni-rostock.de). Im Gegensatz dazu gelten die meisten der einheimischen Reptilienarten als gefährdet bzw. weisen eine rückläufige Tendenz auf.

Abb.15
Abb.16 (Männchen)

Literatur:

GEIGER, A. (1990): Zur Problematik des Aussetzens von Reptilienarten in Nordrhein-Westfalen. – NZ NRW Seminarberichte, 1990 (9): 31 – 35.

JOHANNES MEßER, MICHAEL KLADNY & GREGOR SCHMITZ: Über drei Vorkommen der Mauereidechse, Podarcis muralis, im westlichen Ruhrgebiet sowie Zusammenstellung der allochthonen Vorkommen in Nordrhein-Westfalen. Zeitschrift für Feldherpetologie 11: 179 – 186, Oktober 2004.

MÜNCH, D. (2001): Gefährden allochthone Mauereidechsen autochthone Zaun- und Waldeidechsen- Populationen? - Dortmunder Beiträge zur Landeskunde, Naturwissenschaftliche Mitteilungen 35: 187 – 190.


Linktipps:

www.herpetofauna-nrw.de
www.biologie.uni-rostock.de



Nachtrag 28.05.07:

Vor einiger Zeit sind die Mauereidechsen von Holzwickede genetisch untersucht worden (Dr. Werner Mayer, Naturhistorisches Museum Wien). Demnach gehören sie zur Unterart Podarcis muralis maculiventris (Gruppe West). Das heisst, die Tiere stammen ursprünglich aus folgendem Areal: Tirol, Alpensüdseite von Südtirol westwärts, westliche Poebene, Ligurien (ausser dem extremen Westen).

Besonderer Hinweis:

Anfang April 2007 ist der größte Teil des Mauereidechsenhabitats bei Baumaßnahmen zuestört worden. Siehe Artikel "Zerstörung des Mauereidechsenhabitats in Holzwickede" von Uwe Schlüter