Eingeschleppte Mauereidechsen in Romanshorn am Bodensee

Eingeschleppte Mauereidechsen in Romanshorn am Bodensee

JÜRGEN GEBHART
Mai 2009

Romanshorn ist eine Gemeinde am südlichen Bodensee-Ufer im Schweizer Kanton Thurgau. Der Ort zählt etwa 9000 Einwohner und trägt den Beinamen «Stadt am Wasser». Gemessen an seiner Wasserfläche befindet sich hier auch der grösste Hafen am Bodensee. Eine Autofähre verbindet Romanshorn mit Friedrichshafen und es gibt auch einen Bahnhof mit Verbindungen nach Rorschach, Winterthur, St. Gallen und Kreuzlingen.

Als ich von der Existenz einer Mauereidechsenpopulation in Romanshorn gehört hatte, begann ich sofort mit
Recherchen im Internet und in Büchern. Leider musste ich feststellen, dass nur sehr wenig darüber in Erfahrung zu bringen war. Wenn man Informationen findet, dann lauten die „es gibt in der Schweiz auch in Romanshorn Mauereidechsen“, oder dann genauere Angaben wie „es gibt am Bahnhof in Romanshorn eine wahrscheinlich eingeschleppte Population von Mauereidechsen“.
Ich nutzte einen Kurzurlaub in Vorarlberg/Österreich, um einen Ausflug nach Romanshorn zu unternehmen und den Hinweisen zu dieser Mauereidechsenpopulation nachzugehen.

Am vorderen Bereich des Bahnhofs war kein Parkplatz zu finden, also umfuhr ich das Gelände und fand im hinteren Bereich des Bahnhofs einen Parkplatz direkt an den Geleisen (Bild 1a und 1b).

Abb. 1a

Abb. 1b

Es war gegen 14.00 Uhr als ich aus dem Auto ausstieg und sofort die erste Eidechse sah. Wegen der hohen Temperaturen waren die Tiere aber nicht sehr zugänglich und ich konnte nur wenige Aufnahmen machen. Meist waren die Eidechsen in Bewegung um zu jagen oder ihre Halbschattenplätze gegen Artgenossen zu verteidigen. Selten lag ein Tier offen in der Sonne und die Fluchtdistanz war mit ca. 5 Meter relativ hoch (Bild 2, 3, 4).

Abb. 2 (Podarcis muralis, Weibchen)

Abb. 3 (Podarcis muralis, Männchen)

Abb. 4 (Podarcis muralis, Männchen)

Ich weitete meine Suche in das benachbarte Industriegebiet aus und es dauerte auch nicht lange, bis ich auch hier die ersten Mauereidechsen ausfindig machen konnte (Bild 5, 6, 7, 8).

Abb. 5

Abb. 6 (Podarcis muralis, Männchen)

Abb. 7 (Podarcis muralis, Weibchen)

Abb. 8 (Podarcis muralis, Männchen)

Anschließend ging ich weiter zum Segeljachthafen und auch dort wurde jeder Bereich (z. B. Autoparkplatz, Schiffparkplatz) der genug Deckung wie Büsche, Altholz oder Mauerspalten bot, von Mauereidechsen besiedelt (Bild 9, 10, 11, 12, 13).

Abb. 9

Abb. 10

Abb. 11 (Podarcis muralis, Männchen)

Abb. 12 (Podarcis muralis)

Abb. 13 (Podarcis muralis, Weibchen)

Der Uferdamm der zur Sicherung des Segelhafens angelegt wurde und zur Seeseite mit Granitblöcken gesichert ist, ist ebenfalls ein gerne genutzter Lebensraum dieser Tiere (Bild 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20).

Abb. 14

Abb. 15

Abb. 16 (Podarcis muralis, Männchen)

Abb. 17 (Podarcis muralis, Männchen)

Abb. 18 (Podarcis muralis, Männchen)

Abb. 19 (Podarcis muralis, Weibchen)

Abb. 20 (Podarcis muralis, Männchen)

Gegen 16.00 Uhr zogen Gewitterwolken auf und so war eine weitere Suche wie z. B. am Fährhafen nicht mehr möglich.
Durch die große Ausbreitung der Population, lässt sich ihre Stärke nicht schätzen, ja nicht einmal erahnen.

Nachtrag 30.05.09:

Der Fährhafen auf der deutschen Seite ist Friedrichshafen. Da lag die Vermutung nahe, dass sich die Eidechsen über den Fährbetrieb nach Deutschland ausgebreitet haben. Bei einer Exkursion am 30.05. in Friedrichshafen konnten aber weder am Fähr-, Gondel- und Jachthafen noch am Bahnhof und an der Bahnstation "Friedrichshafen-Hafen" Mauereidechsen nachgewiesen werden.

Nachtrag 2.7.2009:

Vor Kurzem ist eine Probe aus Romanshorn genetisch untersucht worden (Dr. Werner Mayer, Naturhistorisches Museum Wien). Demnach handelt es sich hierbei und die Unterart Podarcis muralis maculiventris (Gruppe West).
Die Untersuchung ergab außerdem, dass die Probe aus Romanshorn nicht mit jener aus dem ca. 50 km entfernten Sargans (gleiche Unterart und Gruppe) identisch ist.